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18.01.20 –
Meckern und ein "Weiter so" ist zu wenig!
Echo von Eduard Hüsers, Kreistagsfraktion B'90/Die Grünen, Vorsitzender
Wie sieht das Zukunftskonzept der Initiative „Land schafft Verbindung“ aus?
In der Diskussionsrunde mit Junglandwirten Mitte November in Huntlosen im Rahmen ihrer Veranstaltung „Redet mit Uns“ hatte ich als geladener Diskussionspartner das Gefühl, wir sind in der Diskussion weiter gekommen.
Danach hatte ich in der Pressemitteilung (im Anhang) noch geschrieben: „Junglandwirte und Landvolk sind bereit zum Systemwechsel, weg vom reinen Mengendenken zum Qualitätsdenken unter Achtung
der Umweltbedingungen".
Nach der Diskussionsrunde in Westerstede am 8.1. und der Demonstration vor dem Rathaus in Großenkneten und den Aussagen der Initiative „Land schafft Verbindung“ bin ich da pessimistischer geworden.
Als ehemaliger Gärtner und Agraringenieur freut es mich, wenn Bäuerinnen und Bauern für ihre Arbeit mit Leidenschaft kämpfen und die notwendige Wertschätzung einfordern. Das ist notwendig, um das eigene Selbstwertgefühl (Würde) zu erhalten.
Wertschätzung erhält man aber nur im Dialog, unter Achtung der Würde des Anderen, und dann durch eigenes Handeln sowie folgend das Handeln des Gegenüber. Dazu reichen einfache Erklärungen wie „Wir machen euch satt“ oder Forderungen wie „Alle Auflagen sind zurückzunehmen“, nicht aus.
Dazu sind die Nitratmengen im Grundwasser und die Herausforderungen zum Erhalt der Artenvielfalt zu groß und die sollte „Land schafft Verbindung“ auch nicht leugnen. Und dass die Erzeugerpreise der Landwirte zum Teil so schlecht sind und nur Menge das Einkommen sichert, sollte man auch nicht nur der Politik, sondern auch dem eigenen Bauerverband anlasten und dessen Politik sowie Lobbyarbeit hinterfragen.
Eine Weltmarktorientierung heißt für die deutsche Landwirtschaft in Handelsabkommen immer an zweiter Stelle nach Maschinenbau und Autoindustrie zu stehen. Eine Binnenmarktorientierung (EU/D) unter Achtung der ökologischen Notwendigkeiten bei Inwertsetzung der Umweltleistungen durch die EU-Förderprogramme könnte eine Lösung sein. Und es müssen Strategien zur Steigerung der Erzeugerpreise her.
Die Probleme im Landkreis Oldenburg mit zu viel Nitrat im Grundwasser sind nicht wegzudiskutieren. Bei 30 von 56 Messbrunnen lag die Nitratkonzentration 2018 über 50mg/l in 11 Metern Tiefe. Da diese Ergebnisse vom Landvolk angezweifelt wurden, gibt es seit fast drei Jahren ein gemeinsames Untersuchungsprojekt Landkreis und Landvolk im Bodenhorizont von 1 bis 5 Metern. Es wurden mit dem Landvolk sieben
Standorte ausgewählt und diese sind im Landkreis verteilt. Die Nitratauswaschungen sind mit 130 mg/l im Durchschnitt in 1-5 Metern erschreckend hoch. Da die Pflanzenwurzeln diesen Horizont zur Stickstoff Aufnahme nicht mehr erreichen, gefährdet dieser Stickstoff langfristig Grund- und Trinkwasser. Die Ergebnisse sind ernüchternd und es besteht politischer Handlungsbedarf.
Dies kann man leugnen, man kann ablenken, wie mit der Diskussion um Stickstoff aus Kläranlagen, aber auch objektiv aufnehmen und nach Reduzierungswegen suchen und dies verbunden mit dem Ziel, Erhalt einer
vielfältigen bäuerlichen Landwirtschaft.
Hier einen positiven Diskurs mit den Bürgerinnen und Bürger sowie der Politik zu suchen, wie auf der Veranstaltung mit den Junglandwirten im November, ist zwingend notwendig!
Neben der Anerkennung der Faktenlage und der Notwendigkeit zum politischen Handeln, ist es doch an der Zeit, bei „Land schafft Verbindung“ zu diskutieren, welche Landwirtschaft sie sich in der Zukunft vorstellen. Nur gegen etwas zu sein, ist für die Weiterentwicklung und für die gesellschaftlichen Herausforderungen, von Nitrat, Artenvielfalt bis Klimaherausforderungen, zu wenig.
Wie sagt Wirtschaftsethiker Nick Lin-Hi auf die Frage, ob die deutsche Landwirtschaft für die Welternährung gebraucht werde? Nein!
Bernd Oetken vom Lebensmittelhandel Inkoop machte in Huntlosen deutlich, dass viele Verbraucherinnen und Verbraucher sehr wohl bereit sind, für regionale Qualitätsprodukte und Produkte aus artgerechter Tierhaltung einen höheren Preis zu zahlen, wenn sie gut gekennzeichnet sind. „Die Produkte brauchen aber ein Gesicht und eine Geschichte“, so Bernd Oetken.
Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, dass Lebensmittel wieder einen Wert bekommen und sie unter Beachtung der ökologischen Notwendigkeiten zu einem besseren Erzeugerpreis führen. „Sinkende Mengen sind bei einer besser/gleich gefüllten Geldbörse halb so wild“.
Trecker-Demos, Lagerfeuer und die Attacken gegen Verbraucher*innen, „ihr kauft immer nur nach Preis“, reichen nicht. „Dialogprozess und Redet mit uns“ beinhalten mehr und es gibt immer mehrere Wege aus der Krise, aber dazu muss der Blick sich wenden und öffnen, wie der Wirtschaftsethiker Nick Lin-Hi in Westerstede sagte.
Eduard Hüsers
Für Nachfragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Die Untersuchungsergebnisse des Landkreises unter: Anlage 2
ratsinfo.oldenburg-kreis.de/ratsinfo/lkoldenburg/meeting/Details/496
ratsinfo.oldenburg-kreis.de/ratsinfo/lkoldenburg/meeting/Details/508
Kreistagsfraktion Bündnis 90/
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