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30.03.20 –
Die Äußerung des neuen Landkreisvolksverband Vorsitzenden Herrn Kreye zur Düngeverordnung in der NWZ vom 24.03 und die Aussagen des Geschäftsführers Herrn Sprock von der Firma Urban vom 25.03 zeugen von wenig Einsicht, die Nitrat- und Grundwasserproblematik im Landkreis Oldenburg zu lösen. Die Aussagen gipfeln in den Behauptungen, die geplante neue Düngeverordnung würde klimaschädliche Auswirkungen haben und Pflanzen würden durch weniger Zufuhr von Nährstoffen verhungern. Auch die Ablehnung der Düngeverordnung durch die niedersächsische CDU und FDP ist enttäuschend und diese Art der Politik hilft den Landwirten langfristig nicht weiter.
Der Boden ist eine wichtige Lebensgrundlage. Er erfüllt vielfältige, für das Leben notwendige Funktionen. Für die Landwirtschaft ist die Fruchtbarkeit des Bodens ein entscheidender Faktor. Doch darf die Bearbeitung – Düngung und Pflanzenschutz – nicht zu Lasten von Wasser, Luft, Klima und Artenvielfalt gehen.
Die Umweltauswirkungen der intensiven Landwirtschaft kann man auf den Seiten des Bundesumweltamtes nachlesen, die sachlich in dieser Angelegenheit berichten. Im Umweltbundesamt arbeiten Expertinnen und Experten aus allen Bereichen des Umweltschutzes, zum Beispiel aus der Biologie und Chemie, aber auch der Ökonomie sowie aus den Rechts- und Ingenieurwissenschaften. So können Umweltprobleme von allen Seiten beleuchtet und gute Lösungen entwickelt werden.
So schreibt das Umweltbundesamt in seinem Bericht:
„Die Landwirtschaft hat Einfluss auf verschiedene Schutzgüter. Der Einsatz von Maschinen zur Bodenbearbeitung und Ernte sowie die intensive Ausbringung von Pflanzenschutz- und Düngemitteln beeinflussen den Boden, das Wasser, die Luft und die in der Agrarlandschaft lebenden Tiere und Pflanzen. Die intensive Stickstoffdüngung (organisch und mineralisch) ist Verursacher klimaschädlicher Treibhausgase, führt zu Nitratbelastungen des Grundwassers und trägt zur Nährstoffüberversorgung Eutrophierung von Flüssen, Seen und Meeren bei“.
Die schon1992 in Rio de Janeiro verabschiedete Internationale Biodiversitäts-Konvention hat den Schutz und die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt, sowie eine geregelte und gerechte Nutzung der genetischen Ressourcen zum Ziel. 2010 wurde ein Strategischer Plan mit den zwanzig sogenannten „Aichi-Zielen“ vereinbart, die bis 2020 erreicht werden sollen, um die übergeordneten Ziele zu verwirklichen. Ziel 8 fordert dabei, eine Absenkung der Schad- und Nährstoffbelastungen bis 2020 auf ein Niveau, das zu keinen schädlichen Auswirkungen auf die biologische Vielfalt und die Ökosystemfunktionen führt.
(Beim Bundesumweltamt heißt es weiter: )Während in der Vergangenheit insbesondere im Bereich der Abwasserreinigung und der Emissionen von Stickstoffoxiden aus Industrie und Verkehr wirksame Maßnahmen zur Verminderung der Verluste von reaktivem Stickstoff an die Umwelt umgesetzt wurden, blieb eine ähnlich konsequente Umsetzung im Bereich der Landwirtschaft bisher aus.
Alle Erkenntnisse aus Forschung und Wissenschaft wurden bislang in den Wind geschlagen. Politik und Landvolk hatten 25 Jahre Zeit, die Nitratproblematik zu regeln, doch die Agrarlobby hat bislang alle Lösungsansätze blockiert. Hinsichtlich Einsparung an Stickstoffdüngung ist kaum etwas passiert! Im Gegenteil: durch den enormen Ausbau der Massentierhaltung in unserer Region – abgekoppelt von der vorhandenen landwirtschaftlichen Fläche – fällt großer Überschuss an Stickstoff an.
Das Zuviel belastet unsere Böden und unser Wasser in unverträglicher Weise. Wer weiterhin zu hohe Nitratmengen akzeptiert, nimmt damit Umweltschäden in Kauf und ist dafür verantwortlich, dass wir wegen der kostspieligen Filterung demnächst mehr für sauberes Trinkwasser zahlen müssen. Beunruhigend ist, dass die Belastung mit Phosphat sogar gestiegen ist.
Es bleibt dabei: Im westlichen Niedersachsen werden immer noch zu viele Tiere im Verhältnis zu den vorhandenen Flächen gehalten. Um Stickstoff und Phosphat wirksam zu reduzieren, muss die Zahl der Tiere in den Betrieben endlich an die vorhandenen landwirtschaftlichen Flächen gekoppelt werden. Statt pauschaler Einschränkung der Düngung für alle Betriebe müssen unmittelbar diejenigen in den Blick genommen werden, die gemessen an ihren Flächen zu viel Gülle produzieren.
Die Zukunft der Landwirtschaft liegt in der Gestaltung des Wandels und nicht im weiteren Ausbau einer intensiven Landwirtschaft, die schon viele mittlere und bäuerliche Betriebe in den Ruin getrieben hat.
Der Druck, die Produktion stetig zu steigern, um sinkenden Preise auszugleichen, lässt nur die großen Betriebe weiter wachsen und überleben. Das Landvolk sollte aufhören, die Wege von gestern zu verteidigen! Man sollte sich darauf konzentrieren, Zukunftskonzepte für morgen zu entwickeln! Geringere Produktivität und höherer Aufwand müssen natürlich durch angemessene Lebensmittelpreise ausgeglichen werden. Mit ihrer Weltmarktorientierung setzt die aktuelle Politik in Bund und Land leider die falschen Akzente für eine bäuerliche Landwirtschaft.
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